TAG 29
Heute mussten wir gaaaaaaaanz früh aufstehen: gaaaaaaaanz früh ist 4.45 Uhr. (Unsere Stimmung um diese Zeit ist genau so, wie die Vorstellung, so früh aufzustehen. ;-)) Um halb sechs sind wir dann ins Taxi-Brousse gestiegen, draussen noch alles dunkel. Um 6.45 Uhr sind wir losgefahren. Der Fahrer war ganz in Ordnung und zum Glück konnten wir so früh dem Stau, der jeweils am Donnerstag durch den Markt entsteht, entwischen.
Heute ging es mit Antoinine und Sabine nach Ambohidrano-Nord. Dort hat ist eine weitere kleine Krankenstation, die durch die Hilfe von «Tsara-Be Madagaskar» gebaut werden konnte. Immer am Donnerstag macht sie hier die Impfungen, Schwangerschaftskontrollen und allgemeine Untersuche. Nach dem wir einige Untersuchungen mitverfolgt haben, hat Antoinine für uns arrangiert, dass wir auch hier in die Schule gehen können:
Es ist eine katholische Privatschule mit fast 300 Schülern. In fünf Sälen (hier sind die Schulzimmer viel grösser als gestern bei Tsinjony, die Klassen sind jedoch auch doppelt so gross), sitzen die Kinder in ihren Bänken und lauschen dem Lehrer oder der Lehrerin. Sogar die Kleinsten waren hier fleissig und still. Bereits mit fünf Jahren lernen die Kinder hier schreiben und lesen. Sie haben Mathe, Französisch, Madagassisch und «Leben» als Fächer. (In Mathe sogar schon Plus-, Minus-, Mal-, und Durchrechnen mit Zahlen bis 100.)
Als der Pfeiffer ertönt (Pausengong), sind alle Kinder aus dem Zimmer gestürmt. Auf dem Pausenplatz sind wir von 600 Augenpaaren genauestens inspiziert und verfolgt worden. Immer mit einem Meter Sicherheitsabstand zu uns. ;-) Wir sind dann mit den Lehrerinnen zum Tee gegangen. Dieser Tee besteht aus Wasser mit ein wenig Geschmack, einem grossen Löffel Zucker und Kondensmilch. Dazu gab es Gebäck und dieses lieben wir hier! Schön fettig :-D.
Danach sind wir zurück auf den Pausenplatz, wo die Jungs Fussball spielten und die Mädels sich hinter uns, mit Blick auf die Kamera, scharten.
Als zweites sind wir zu den ältesten Kids in den Unterricht eingeladen worden. Auch hier war das Niveau bereits sehr hoch für das junge Alter.
Dank diesem Erlebnis konnten wir einen weiteren spannend Einblick in den Alltag Madagaskars gewinnen.
Danach gings auf den Rückweg. Ein paar hundert Meter vom Dorf entfernt, sind wir mit der Drohne losgeflogen. Als wir nach einer Viertelstunde mit die Drohne zu uns zurückmanövrierten, sind hinter dem Hügel sechs Erwachsene auf uns zu gerannt. Alle wollten das kleine Flugobjekt inspizieren und wissen, was man damit machen kann und wie es funktioniert. Mit Händen und Füssen haben wir versucht zu erklären. Nach dem wir alle Fragen beantwortet haben, sind wir Antoinine zum Bus gefolgt.
Die Busfahrt von Ambohidrano nach Tsinjony war sehr sehr lustig! Als der Bus anhielt und die Schiebetüre öffnete, dachten wir zuerst, dass dieser uns sicher verarschen wollte. Der Bus war rappelvoll, die Plätze bereits doppelt belegt und die Steh"plätze" auch besetzt. Trotzdem stopften sie uns auch noch hinein. Dominique zusammen mit vier anderen Personen vorne und Fabienne mit Antoinine hinten. Wir sind alle weder gesessen noch gestanden - es war einfach eine Art Loch dass wir gestopft haben. Die Busfahrt war nicht weit und deshalb haben wir es mit viel Humor genommen - war ein einmaliges Erlebnis! Ein Bus mit normalerweise max. 12 Plätzen war voll mit über 30 Personen.
PS: Heute morgen wurden wir von einer sehr müden Antoinine empfangen. Sie hat uns erzählt, es sei eine harte Nacht gewesen. Um ca. 21.00 Uhr sei eine Familie mit dem 21-jährigen Sohn in der Krankenstation aufgetaucht. Der Sohn hat sich mit Insektizid vergiftet. Tragischerweise hat er sich in seine Schwester verliebt und keinen anderen Ausweg als den Selbstmord gesehen. Antoinine konnte ihm leider nicht mehr helfen, da das Gift bereits seit zwei Stunden wirkte. Es sei erst der fünfte Suizid in den zwölf Jahren, seit sie in Tsinjony ist. Um ca. 01.00 Uhr hatte sie dann noch eine Geburt eines gesunden Jungen. Das alles hat ihr viel Energie und Schlaf geraubt.
Lehrerpult
Die Kleinen fleissig am lernen.
Dorfeingang von Ambohidrano.
Zebus mit Wagen.
Unterwegs