TAG 23
Mit dem Taxi-Brousse sind wir zusammen mit Antoinine nach Behenjy gefahren, dies ist das nächstgrössere Ort der Region, südlich von Tsinjony. Beim CSB II in Behenjy wurden wir allen Mitarbeitern vorgestellt und die ganze Krankenstation wurde uns gezeigt. Wir trafen da auch auf zwei bereits bekannte Gesichter aus der «Gesundheitswoche». Da es eine CSB II ist, arbeiten hier mehr Leute als in Tsinjony, wo nur Antoinine und Sabine sind. Hier gibt es vier Hebammen und weitere Assistenten. Aber die wirkliche Überraschung für uns war, dass es in Behenjy eine Zahnärtzin gibt! Diese war sehr offen, hat uns viele Fragen zum Projekt und über die Schweiz gestellt. Zudem konnten wir einer Behandlung beiwohnen und mit Dina auch ein kleines Interview machen. (Diese Behandlung sah sehr AUUUA aus, trotz Spritzen hat sie die Zähne des Jungen kurz darauf mit einer Zange gezogen und danach eine Watte in die Wunde gestopft und fertig.)
Danach gingen wir zusammen mit Antoinine, Sabine aus der Apotheke von Tsinjony und einer weiteren Hebamme aus Behenjy (leider haben wir ihren Namen vergessen) durch das Dorf. Die drei Frauen zeigten uns immer wieder Sachen und wir probierten weitere Spezialitäten (frittierte Irgendwas, gesüsste Honig-Irgendwas, Mandarinen, Erdnussbrei-Irgendwas) was uns beiden sehr mundete! Wie wir am Schluss bemerkt haben, endete der Rundgang bei der «Gemeinde». Etwas überrumpelt wurden wir dem Bürgermeister (oder so ähnlich) vorgestellt und Antoinine hat ihm erklärt, was wir hier machen. Auch er wollte uns ein Interview geben, deshalb mussten wir etwas improvisieren. Aber es hat geklappt. Nach diesem Besuch kehrten wir kurz in ein kleines Restaurant ein und wendeten uns dann dem eigentlichen Ziel von Behenjy zu. Am Freitag ist in diesem Dorf Markttag. Der Markt liegt etwas oberhalb des Ortes und zusammen mit den drei Einheimischen schlenderten wir durch den Markt. Dort kann man wirklich alles kaufen. Früchten und Gemüse, Maschinenteile, Kleider, Haushaltsgegenstände, Gewürze, Fische, Schlösser, Plastikeimer, Lampen, ... Alles was Mann/Frau so braucht. Am Schluss des Marktes gab es auch noch einen kleinen Viehmart wo Hühner, Säulis und Zebus verkauft wurden. Ein Zebu (ähnlich wie eine Kuh) kostet etwa 1 Million Ariary (also ca. 300 Euro), was sehr viel ist.
Wir können uns wohl sehr glücklich schätzen, mit drei einheimischen Frauen durch diesen Markt gegangen zu sein. Sie hatten viel Freude daran, uns alles zu zeigen und zu erklären. Sie zeigte uns viele madagassische Traditionen. Zudem verteidigten sie uns hin und wieder vor Männern mit dummen Sprüchen. Zu oberst auf dem Hügel gab es viele «Bars», an welchen die Männer Rhum getrunken haben. Es ist uns zum ersten Mal aufgefallen, dass es auch hier Alkoholprobleme gibt und die Männer dadurch eher aggressiv und unfreundlich werden.
Was uns ebenfalls sehr Eindruck gemacht hat, sind die Kleider welche u.a. hier auf dem Markt verkauft werden. Dies sind alles Second-Hand Kleider von «uns». Socken, Hosen, Kleider, Unterwäsche, ... alle Kleider, welche wir in die Altkleidersammlung werfen, landen beispielsweise hier auf dem Markt. Einerseits hat uns das gefallen, da wir nun wissen, dass die Kleider wirklich bei den Menschen ankommen. Andererseits haben wir uns gefragt, warum die Menschen hier für die Kleider bezahlen müssen, welche wir «gratis» abgegeben. Das wäre ein weiteres Thema für eine Doku: Der Weg der Altkleidersammlung und wer hier womit Geld macht.
Müde aber wieder einmal voller neuer Eindrücke und Impressionen traten wir den Heimweg an. Ja, wir hatten viel Zeit, das gesehene bereits etwas zu verarbeiten. Der Taxi-Brousse Chauffeur fuhr den ganzen Weg zurück nach Tana mit nicht mehr als 40 km/h... Sogar die grossen, riesigen Lastwagen überholten uns. ;-)